Am Mittwoch, 25. April 2018 um 19:30 Uhr
Pressetext:
Heinrich Steinfest im Kunstraum Waldkirchen
„Das Schönste waren die weißen Hemden. Und das Schönste hob sie sich immer für den Schluss auf. Vorher kamen die Socken und die Handtücher, die leichten Hosen und die Bettwäsche, die Unterhemden in Feinripp und die Geschirrtücher der Köchin, nicht zuletzt die Krawatten und Anzüge, die einer besonderen Vorsicht sowie einer tiefen Einsicht in das Material bedurften.“ So beginnt der Roman „Die Büglerin“ von Heinrich Steinfest, in der er die Lebensgeschichte von Tonia Schreiber erzählt, für die das Bügeln eine Form der Buße ist, für eine Tat, die ihr Leben unwiderruflich verändert hat. Der bekannte österreichische Autor war Gast im Kunstraum in Waldkirchen, der Grund zwei unterschiedliche Jubiläen und zwei unterschiedliche Jubilare: fünfundzwanzig Jahre Buchhandlung Hedy Kunze und fünf Jahre Kunstraum in Waldkirchen. Die Fan-Gemeinde von Heinrich Steinfest ist groß, seine Romane vielgelesen, seine skurrilen Sprachbilder vielgeliebt. Dementsprechend war der Kunstraum auch bis auf den letzten Platz besetzt. Bekannt geworden ist Henrich Steinfest mit Markus Cheng, dem Wiener Privatdetektiv, für die Cheng-Romane erhielt er mehrfach den Deutschen Krimi Preis, mit seinem Roman “Der Allesforscher“ gelangte er 2014 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises, den Bayerischen Buchpreis erhielt er 2016 für den Roman „Das Leben und Sterben der Flugzeuge“. In dem vorangestellten Künstlergespräch mit Thomas Scharrenbroich zeigte Heinrich Steinfest, dass er nicht nur ein ausgezeichneter Autor, sondern auch ein blendender Erzähler und Unterhalter ist. Er „kam aus der Not zum Schreiben“, weil er als gelernter bildender Künstler für sich keine Möglichkeit der Weiterentwicklung mehr sah und in seiner Vermessenheit meinte, wer in einem Metier gut ist kann in allen Metiers gut sein“ und so zum Schreiben kam. Mittlerweile hat er eine etwas realistische Sicht, denn Gesang und Lyrik lägen ihm nun wirklich nicht. Höchst unterhaltsam schilderte er auch seine Einstellung zu seinen Romanfiguren. Entgegen der landläufigen Meinung entsprechen ihre Einstellungen und Meinungen nicht der des Autors, aber er kann als Erzähler Schwerpunkte setzen, so wie er „bei einer Lesung auch einige Personen im Publikum besonders anstarrt und andere überhaupt nicht.“ Heinrich Steinfest gab in seiner Lesung einen gelungenen Einblick in einen spannenden, locker geschriebenen und höchst unterhaltsamen neuen Roman
Lesung
Heinrich
Steinfest
Die Büglerin
Tonia Schreiber erledigt ihre Arbeit mit Sorgfalt und Präzision, obgleich sie schlecht bezahlt wird. Sie ist Büglerin, und das Bügeln ist ihre Form der Buße. Tonia büßt für eine Tat, die ihr Leben unwiderruflich verändert hat. Ein Leben, das unter den besten Vorzeichen stand: Als Tochter renommierter Botaniker verbringt sie ihre Kindheit auf einer Segelyacht und befährt die Weltmeere. Später lebt sie in Wien in der elterlichen, mit Aquarien ausgestatteten Villa und zieht gemeinsam mit ihrer Halbschwester ihre Nichte Emilie auf.
Bis Emilie auf tragische Weise stirbt und Tonia alles aufgibt: ihre Freunde, ihren Besitz, die Wissenschaft. Sie verlässt ihre Heimatstadt Wien, geht nach Deutschland und beginnt zu bügeln. Doch da ist das Leben noch nicht ganz fertig mit ihr: Der Zufall spielt ihr etwas in die Hände, das Emilies Tod in ein neues Licht rückt.
Musik Jazz Gitarre: Daniel Wildner
Eintritt 10 €
Reservierungen bei Buchhandlung Kunze Tel.: 08581/3101, info@buchhandlung-kunze.de
Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren und lebt heute in Stuttgart. 2009 erhielt er den Stuttgarter Krimipreis und den Heimito-von-Doderer-Preis, bereits zweimal wurden seine Romane für den Deutschen Buchpreis nominiert. 2016 wurde Heinrich Steinfest für »Das Leben und Sterben der Flugzeuge« mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet.