16.11.2019
“Weihratzn II”
Karl-Heinz Reimeier, Text und Musik
Wenn´s weihratzt
„wenn`s weihratzt – Karl-Heinz Reimeier liest im Kunstraum-Jahnstraße
Das Licht geht aus im Kunstraum in Waldkirchen, nur eine kleine Lampe auf einem kleinen Tischchen sorgt für ausreichend Leselicht. Stille, die Spannung bei den Zuhörern steigt und dann beginn Karl-Heinz Reimeier zu erzählen: „A Frau aus Kirchdorf hot jedn Abnd , oiso so aaf d Spat zua, übern Grünbach geh müassen. …Eines Tages –es geht bereits aaf d Nocht - …do sehgts, wia se l Liacht von de andern Liachter louslöst und sich aaf si zua bewegt … und sie fangt zum Beten an…“
In dieser „Weihraz-Geschichte geht es um die Erlösung einer armen Seele, die nicht sterben, konnte, in der Zwischenwelt ihr Dasein fristen musste, bis ein Vaterunser endgültige Erlösung brachte. Karl-Heinz Reimeier beschäftigt sich seit mehr als dreißig Jahren mit den Erzählungen aus der Zwischenwelt und hat vor einem Jahr den zweiten Band „wenn`s weihrazt…“ im Freyunger Lichtland Verlag herausgebracht. Das Interesse an diesen Geschichten, die früher bei der „Sitzweil“, beim „Federnschleißen“ oder einfach nur in jener Stunde zwischen Dämmerung und Nacht in der bäuerlichen Stube erzählt wurden, ist ungebrochen und grenzenlos. Noch immer bekommt der Grafenauer Kreisheimatpfleger von Gewährsleuten neue „Weihraz-Geschichten mitgeteilt, die diese Erlebnisse „übersinnlicher Art“ oft jahrelang mit sich herumgetragen haben und sie aus Furcht ausgelacht zu werden verschwiegen haben. Weihraz-Geschichten handeln von den armen Seelen, beschäftigen sich aber auch häufig mit dem plötzlichen, nicht erklärbaren Sterben. Karl-Heinz Reimeier versteht es hervorragend, diese Erzählungen mal Im Dialekt, mal hochdeutsch vorzutragen und die Spannungskurve hochzuhalten.
Einen breiten Raum nehmen in Karl-Heinz Reimeiers Lesungen die Geschichten von der „Drud“ ein. Druden sind Frauen, die ihren Körper verlassen können und zu nachtschlafender Zeit Menschen in ihren Betten derartig drücken können, dass sie meinen ersticken zu müssen. Versprechungen einen Laib Brot oder eine schwarze Henne zu schenken, können dagegen helfen, ebenso wie das Drudenkreuz. Karl-Heinz Reimeier erzählt die Geschichte von der „schwarzen Frau“ und endet wie immer mit der Bemerkung: „Genau a so is gwen!“